Nicht weit von der City-West entfernt liegt die größte Schlossanlage Berlins. Das barocke Schloss Charlottenburg, dessen Entstehung mehr als 100 Jahre brauchte, wartet mit zahlreichen Kulturgütern auf.
Rund um das Schloss Charlottenburg
Das Viertel rund um Schloss Charlottenburg ist vor allem für Kunstinteressierte ein Muss. Das Schloss, die Ausstellungen in seinem Innern und die hervorragenden Museen in seiner Umgebung bieten einen kulturellen Überblick vom alten Ägypten bis in die Zeit des Jugendstil. Schloss und Park sind eingebunden in den Stadtteil Charlottenburg (früher Lietzow). Das Gebiet war vor der Eingemeindung nach Berlin Anfang des 20. Jh. die zweitreichste Stadt Preußens – eine Tatsache, die sich noch heute an den Bauwerken ablesen lässt.
Der kurfürstlich-brandenburgische Oberbaudirektor Johann Arnold Nering errichtete ab 1695 in ländlicher und bewaldeter Umgebung Schloss Lietzenburg, benannt nach dem nahe gelegenen Dorf Lietzow. Friedrich III. schenkte es als Sommerresidenz seiner Frau Sophie Charlotte, die das Schloss bald zum geistigen Zentrum Berlins machte. Einer ihrer engsten Freunde war der Philosoph Johann Gottfried Leibniz, Gründer der Berliner Akademie der Wissenschaften.
Als sich Friedrich III. im Jahr 1701 selbst zum König von Preußen gekrönt hatte, genügte das Sommerschlösschen den Repräsentationsbedürfnissen nicht mehr. Deshalb wurde es weiter ausgebaut, bis es als glanzvollstes Beispiel barocker Baukunst des Hauses Hohenzollern galt. Schließlich dauerte es fast 100 Jahre, bis das Prunkschloss seine heutige Ausdehnung und Gestalt erhielt.
Größtes und glanzvollstes der Berliner Hohenzollernschlössern
Den Anfang machte der schwedische Architekt Johann Friedrich Eosander von Göthe, der die Anlage an beiden Seiten erweiterte. Schloss Lietzenburg erhielt nach dem Tod der Königin Sophie Charlotte den Namen Schloss Charlottenburg. Bis 1713 wurde es in Anlehnung an das Versailler Schloss mit dem 48 m hohen Kuppelturm über dem Mittelbau ergänzt. Den Abschluss bildet eine vergoldete Fortuna, die als Wetterfahne dient.
Erweitert wurden die Bauten in dieser Zeit auch durch die an den westlichen Flügel anschließende Orangerie, in der heute Kunstausstellungen stattfinden.
1740-47 ließ Friedrich der Große als Pendant zur Orangerie von Georg Wenzeslaus Knobelsdorff den Ostflügel errichten. Unter Friedrich Wilhelm II., wurde 1788-91 die Anlage mit dem von Langhans erbauten Schlosstheater auf insgesamt 505 Meter verlängert.
Nach der Revolution von 1918/19 ging das Schloss in den Staatsbesitz der Weimarer Republik über und wurde als Museum genutzt. Im Zweiten Weltkrieg brannte es fast völlig ab. Durch jahrzehntelange Restaurierung wurde der ursprüngliche Zustand aber weitgehend wieder hergestellt.
Für wen wurde Schloss Charlottenburg gebaut?
1695-99 wurde der zentrale Mittelbau mit elf Fensterachsen von Johann Arnold Nering erbaut. Genutzt wurde das Bauwerk als Sommerschloss für die Namensgeberin Kurfürstin Sophie Charlotte. Von 1701 bis 1713 wurde der Palast durch Baumeister Johann Friedrich Eosander v. Göthe erweitert; es entstanden der markante Turmbau und die lang gestreckten Flügel. 1913 wurde die Große Orangerie (Westen) fertig gestellt. Der Knobelsdorff-Flügel wurde erst 1740-46 ergänzt. Der Anbau im Westen und das Teehaus Belvedere im Park stammen von Carl Gotthard Langhans (1787-97).
Sehenswert auch das Mausoleum aus dem Jahr 1810 und der Schinkel-Pavillon. Das von Andreas Schlüter um 1700 geschaffene Reiterstandbild des Großen Kurfürsten im Ehrenhof gilt als bedeutendste Barockplastik im deutschsprachigen Raum. Es stand früher am abgerissenen Stadtschloss. Kunstvoll arrangiert: der barocke Park.
Denkmal des Großen Kurfürsten
lm Ehrenhof, vor dem Mittelbau des Schlosses, steht seit 1952 das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten, das 1696/97 von Atuhvas Schlüter modelliert und 1700 in einem Stück gegossen wurde, Das Bronzewerk, das den Regenten als Schlachtensieger zeigt, gilt als das bedeutendste barocke Reiterstandbild und war ab 1703 in der Nähe des Stadtschlosses aufgestellt. Wählend des Zweiten Weltkriegs sollte es in Sicherheit gebracht werden, versank aber bei einer Havarie im Tegeler Hafen und konnte erst 1950 geborgen werden.
Historische Räume
Die historischen Räume im Miltelirakt sowie im rechten Seitenflügel von Charlottenburg wurden in den 50er-Jähren des 20, Jh. wiederhergestellt und können fast alle besichtigt werden. Im Erdgeschoss des Mittelbaus sind die Eichengalerie und das Porzellaukabinett sehenswert. Letzteres präsentiert kostbares chinesisches und japanisches Porzellan aus dem 17. und 18. Jh. Um die Wirkung der herrlichen Geschirr-Kreationen zu erhöhen, ließ Friedrich I. die Sammlung durch großzügige Spiegelflächen an den Wänden optische vervielfältigen.
Im Obergeschoss des Knobelsdorff-Flügels befinden sich die prunkvollen Gemächer Friedrichs des Großen und der Weiße Saal, dem Alten Fritz als Speise- und Thronsaal diente. Ein weiterer Augenschmaus ist die 42 m lange Goldene Galerie mit ihren kunstvollen Dekorationen aus vergoldetem Stuck.
Friedrichs Vorliebe für die Malerei des französischen Rokoko ist es zu verdanken. dass in seinen Räumen acht bedeutende Gemälde von Jean-Antoine Watteau zu sehen sind. Optische Leckerbissen bietet auch die berühmte Tabakdosensammlung Friedrichs.
Die Vorlieben des Alten Fritz
Im früheren Schlosstheater ist heute das Museum für Vor- und Frühgeschichte untergebracht, das auf die Kunst- und Altertumssammlungen der Hohenzollem zurückgeht. Es zählte lange zu den drei größten Sammlungen dieser An in der Welt, wurde aber durch den Zweiten Weltkrieg dezimiert. Gleichwohl dokumentiert das Museum auch heute noch umfassend die prähistorischen Kulturen Europas und Vorderasiens. Exponate aus der römischen Antike und dem Mittelalter vervollständigen das Bild. Sehenswert ist hier nicht zuletzt die Sammlung Heinrich Schliemanns mit Grabungsfunden aus dem antiken Troja.
Vor dem Knobelsdorff-Flügel steht eine Nachbildung eines seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenen Werkes von Andreas Schlüter. Das Denkmal zeigt den Kurfürsten Friedrich III.
Der Schlosspark Charlottenburg
Zu den beliebtesten Stadtparks Berlins gehört der Charlottenburger Schlosspark. 1687 wurde er als erster französischer Barockgarten Deutschlands von Simeon Godeau angelegt und im 18. Jh. von Peter Joseph Lenne um einen englischen Landschaftsgarten erweitert. Noch heute gilt er als ein Beispiel für exzellente europäische Gartenbaukunst.
Von der Straße aus lässt sich die Pracht nicht gleich erahnen, da sich die Anlage vor allem hinter dem Schloss ausdehnt. Der östlich von der Spree begrenzte Barockgarten ist symmetrisch angelegt: Großflächige, reich gemusterte Broderien erstrecken sich bis zu einem Karpfenteich. Die Mittelpartie ist von vierreihigen Alleen eingeschlossen. Int Zentrum befindet sich ein achteckiger Brunnen mit Fontane.
Im nördl. Teil des Parks, im englischen Landschaftsgarten, steht das von Carl Gotthard Langhans erbaute Belvedere, ein dreistöckiges Teehaus (1788) im barocken Stil. Hier werden heute Werke der Königlich Preußischen Porzellan Manufaktur (KPM) aus dem 18. und 19. Jh. präsentiert.
Adresse
- Spandauer Damm 10
10585 Berlin
Internetadresse
spsg.de
Öffnungszeiten
- November bis März: Dienstag bis Sonntag 10 bis 16.30 Uhr, April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17.30 Uhr
Eintrittspreise
- Mit Führung oder Audioguide 10,- Euro, ermäßigt 7,- Euro
Barrierefrei
- Barrierefreier Zugang am Alten Schloss. Links neben dem Gebäudevorsprung in der Mitte befindet sich eine Säule mit Klingel und Gegensprechanlage. Teile des Obergeschosses sind durch einen Aufzug erreichbar. Im Erdgeschoss befinden sich barrierefreie Toiletten.
Spandauer Damm/Luisenplatz
U7 Richard-Wagner-Platz und U2, U12 Sophie-Charlotte-Platz;
Bus 109, 145, 210, X21, X9