Fotoreportage bedeutet, mit wenigen Bildern wiederzugeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. “Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte” heißt ein Sprichwort, bezogen auf die Reportage könnte man ergänzend sagen:”… die Fotoreportage aber sagt mehr als ein ganzes Buch.” Wo auch immer auf der Welt wichtige politische oder gesellschaftliche Ereignisse stattfinden – die Kamera ist dabei und zeichnet auf. Sie hält schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen fest, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Neutral beobachtet oder packend, interpretierend, oft sogar tendenziös. Denn der Fotograf hat es in der Hand, durch seine Wahl der Momente und Motive einer Reportage nicht nur den eigenen Stempel aufzudrücken, sondern durch die Form seiner Interpretation das Thema in völlig anderem Licht erscheinen zu lassen – hohe Verantwortung für den Profi!
Der Begriff klingt professionell. Man ist geneigt anzunehmen, eine echte Reportage könne nur von Profis gemacht werden. Das stimmt so natürlich nicht. Erstens gibt es genügend Beispiele in der Geschichte der Pressefotografie, wo wirklich spektakuläre Reportagen von Amateuren stammen, die das Glück hatten, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein und ihre Chance geistesgegenwärtig nutzten. Die Bilder vom Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy 1963 in Dallas, die um die ganze Welt gingen, stammten von einem Amateur. Oder nehmen wir den 11.9.2001, das Attentat auf Amerika, hier wurden mehr als 10 Amateure zu Millionären, da sie ihr Foto und Videomaterial gut verkaufen konnten.
Facebook ist bei den allermeisten keine Reportagefotografie
Zweitens lassen sich auch von privaten Ereignissen interessante Reportagen zusammenstellen, und sei es nur der Bildbericht über die Einschulung der eigenen Kinder. Wenn mehr Amateure ihre privaten Ereignisse in Form von gut fotografierten Reportagen dokumentieren würden, sähe es bei Facebook nicht so “bescheiden” aus. Dummes geknipse einfach so für jedermann ins Netz gestellt, ist der schlichte Alptraum, und diese Menschen sind dann auch noch der Meinung fotografieren zu können, obwohl sie von Blende, Zeit und ISO absolut keine Ahnung haben, knipsen diese dummen Geister einfach drauf los, zeigen es der Meute, die sich “angeblich” darüber freut, es mit einem “Like” versieht und nun glaubt der Knipser, nur weil er viele Likes bekommen hat, er könne fotografieren. Mein Gott wie absurd, oder besser dumm diese Menschen sind.
Planung ist bei der Reportagefotografie wichtig
Gerade Dinge, die leicht und einfach aussehen, sind es meist nicht. Das gilt für eine gelungene Reportage ganz besonders. Einfach die Kamera nehmen und irgend etwas fotografieren, geht nicht. Im professionellen Bereich ist die Planung einer großen Fotoreportage geradezu Generalstabsarbeit! Der Fotograf “recherchiert” zunächst alles Wichtige – Daten, Abläufe, Personen, Ansprechpartner, eventuell erforderliche Genehmigungen, polizeiliche Auflagen und anderes-, sortiert die gesamten Informationen und mach für seine Arbeit ein “Storyboard” – eine Art Drehbuch-, das nach Zeiten und Abfolge der zu erwartenden Ereignisse geordnet ist.
Danach wird gearbeitet. Sorgfältige Vorbereitung und das Einhalten des Konzepts stellen vor allem sicher, dass keine Einstellung vergessen wird – die meisten Motive sind nun einmal bei einer aktuellen Reportage nicht wiederholbar. Damit sich hinterher nicht herausstellt, dass gerade ein vergessenes Motiv das wichtigste der gesamten Story gewesen wäre.
Soll für private Zwecke eine Fotoreportage entstehen, muss auch sie schon vorher sorgfältig geplant werden. Um zu dem vorhin erwähnten Beispiel der Einschulung zurückzukehren, könnte eine Motivliste – nach zeitlichen Gesichtspunkten geordnet – etwa aussehen:
- die Mutter in der Papeterie beim Aussuchen der Schultüte
- der Schulranzen, Schulrucksack wird gekauft
- Füllen der Schultüte mit Süßigkeiten
- am Morgen der Einschulung – das Kind wacht auf und springt aus dem Bett
- an der Hand der Eltern (oder Mutter oder Vater) verlässt man das Haus
- Schule von außen (Gesamtansicht) – Kinder, mit Eltern und Schultüte, die aus mehreren Richtungen auf die Schule zustreben
- Porträt des Kindes mit der Schultüte
- Aufnahme der ersten Klasse in der ersten Schulstunde
- Schule ist aus, Kind kommt aus Schule heraus
- nach dem ersten Schultag wieder zuhause
Solche kleinen Reportagen aus dem privaten Bereich sind Geschichten in Bildern, die anschaulich und unterhaltsam schildern, wie Ereignisse im Privatleben einer Familie ablaufen. Bildgeschichten in dieser Art, vielleicht in unterschiedlichen Formaten beispielsweise in einem Fotobuch, sieht sich jeder gern an.
Was ist bei einer Fotoreportage zu beachten?
Hier ein paar wichtige Grundregeln, die der Planung einer Bildreportage die richtige Richtung geben. Sie haben vor allem dann Gültigkeit, wenn eine Geschichte verkauft werden soll, bringen aber auch in die private Reportage Genauigkeit und Aktualität:
- Die Bilder müssen aktuell sein – vor allem für Tageszeitungen
- Die recherchierten Hintergrundinformationen und die Fakten müssen unbedingt stimmen
- Die Reportage muss eine Nachricht vermitteln
- Die Fotos müssen technisch einwandfrei sein
Ein paar Fotos machen noch keine Reportage
Sind alle Aufnahmen im Kasten – machen Sie nie zu wenig Aufnahmen. Zum Glück muss man heute nicht mehr auf die Kosten für Filme achten, ist die Reportage noch lange nicht fertig. Sowohl für evtl. Auftragsarbeiten als auch zur Weiterverwendung für private Zwecke muss das kostbare Rohmaterial aufbereitet werden. Wollen Sie beispielsweise, dass Ihre endgültige Reportage aus 50 Fotos besteht, dann wählen Sie 60 Fotos aus und beginnen mit der notwendigen Fotobearbeitung. Alle Motive müssen dann mit einer Bildlegende versehen werden.
Wichtig für die Wirkung einer Bildreportage ist die Abfolge der Motive: Sie sollte mit einem sogenannten “Aufmacher” beginnen. Das ist nicht unbedingt ein Bild von den Anfängen der Geschichte, sondern ein Motiv, das den Gesamtinhalt deutlich macht. Die folgenden Bilder sollten möglichst zwischen Hoch- und Querformat wechseln, damit eine gewisse Spannung aufgebaut wird. Das Verhältnis 1/3 Hochformat reicht allerdings dicke aus.
So aufbereitete Fotoreportage finden, wenn sie der Fotograf einer Redaktion anbieten will, viel eher Abnehmer als ein auf den Tisch (Rechner) geknallter wirrer Bilderhaufen. Nicht nur Planung ist alles – ohne Präsentation geht´s auch nicht.
Die Alpenwanderung – schnell entschieden – nur Handykamera
Die Protagonisten dieser Alpenwanderung, zwei Frauen, hatten nur eine Handykamera zur Verfügung als sie sich entschieden eine kleine Reportage zu erstellen. Dafür ist die Geschichte vom Treffen am Ausgangsort, das Hotel, die Ansage, wir wandern los, in alle Richtungen, in den Bergen, auf der Hütte, am Gipfelkreuz, Begegnung auf dem Rückweg, der Abstieg, wunderbar erzählt. Und für eine einfache Handykamera auch eine vernünftige Qualität.
Allzeit bereit
Den richtigen Moment zu finden ist die ganz große Herausforderung an den Fotografen. Mit dieser Fähigkeit steht und fällt das Ganze! Wie bereits erwähnt, ist sorgfältige Vorbereitung ein wichtiger Schritt zum Erfolg, aber nicht alles!
Er muss mit entsprechender Motivation an seine Aufgabe herangehen und aufmerksam sein wie ein Jäger, der auf der Pirsch auch jeden Moment damit rechnen muss, sofort reagieren zu können. Darüber hinaus braucht er eine gute Portion Sensibilität für die Entwicklung des Geschehens. Gute erfahrene Fotografen können sich in einen Handlungsablauf “hineindenken”, oft die weitere Entwicklung vorausahnen und entsprechend reagieren. Dann entstehen “die” Reportagen: Bilder voller Spannung und Aussagekraft, die in einem dramatischen Höhepunkt kulminieren. Es passiert sogar, dass am Ende ein Motiv aus einer ganzen Seite alle anderen unnötig macht, weil es allein die ganze Geschichte zu erzählen vermag. Das ist dann Reportagefotografie in Vollendung!
Die Handhabung der Kamera muss man “im Schlaf” beherrschen. Trotzdem kann auch hier durch entsprechende Vorbereitungen ein gewisses Maß an Sicherheit erreicht werden:
- Frühes Erscheinen am Ort des Geschehens sichert einen guten Platz und bessere Einstimmung des Fotografen.
- Geräte vorher noch einmal auf Funktionen testen – Akkus aufgeladen usw.
- Reserve Akkus oder Batterien mitnehmen
- Objektive montiert und Schutzkappen entfernt haben
- Prüfen ob mit Blitz fotografiert werden muss, wegen Gegenlicht oder anderem
- In Räumen die Deckenhöhe abschätzen, sowie Entfernung und schauen ob Wand und Decke nicht zu dunkel
- Möglichst unauffällig agieren
- Wenn Bilder verkauft werden sollen, direkt mit einem WLAN Adapter in die Redaktionen senden
Ran ans Objekt bei der Reportage
Die ideale Brennweite gibt es auch hier nicht. Damit nicht zentnerweise Ausrüstung mitgeschleppt werden muss, kann man sich schon vorher überlegen, was ansteht. Wenn Sie mit einem so genannten Vario Objektiv (Zoomobjektiv) arbeiten wollen, dann empfiehlt der Autor hier ein 24-120 mm Objektiv, möglichst mit durchgängiger Blende nicht schlechter als 4. Besser natürlich wäre als offene Blende 2,8 aber diese Objektive sind gerade für Anfänger doch schon recht teuer. Bei der Reportage zählt immer, dass Sie als Fotograf möglichst nah am Geschehen sind. Fotoredakteure in den Zeitungen bevorzugen solche Fotos. Mit einem Teleobjektiv alles nah ran holen, ist nicht gefragt, außer beim Porträt. Wenn der Autor mit seiner Leica M Kamera eine Reportage erstellt, reicht eigentlich immer das 35mm Objektiv aus. Vergessen Sie den Blitz zum Aufhellen nicht!